BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Grüne Abgeordnete fordern bessere deutsch-polnische Zusammenarbeit und Unterstützung für lokale Helfer*innen
Nach dem Fischsterben waren grüne Europaabgeordnete im Zwischenoderland unterwegs
(Foto: Hannah Neumann/Fotograf: Lennart Kleinschmidt)
Am Montag haben die Europaabgeordneten Hannah Neumann und Sergey Lagodinsky (beide Bündnis 90 / Die Grünen) mit Bürger*innen von Mescherin zu einer Wanderung in die umliegenden Hügel und einer anschließenden Diskussion am Lagerfeuer eingeladen. Ursprünglich war eine Naturexkursion in Kooperation mit Frauke de Vere Bennett von „flusslandschaft reisen“ mit dem Kanu geplant, um den wertvollen Naturraum Zwischenoderland auch für die örtliche Bevölkerung erfahrbar zu machen. Infolge der Umweltkatastrophe war dies nicht mehr möglich.
Bei der anschließenden Abendveranstaltung diskutierten die beiden Europaabgeordneten mit Bürgern und Bürgerinnen der Region, Vertreter*innen der Feuerwehr aus Mescherin und Gryfino, der grünen Landtagsabgeordneten Sahra Damus, sowie dem Mescheriner Bürgermeister Volker Schmid-Roy, und Gästen aus Polen, u.a. dem Ko-Vorsitzenden der polnischen Grünen, Przemysław Słowik, und Katarzyna Kotula, Parlamentsabgeordnete des Sejm aus Gryfino. Dabei stellte sich heraus, dass sich die freiwilligen Helfer nicht ausreichend unterstützt fühlen. Am Nachmittag hatten die Abgeordneten die freiwillige Feuerwehr beim Einsammeln der toten Fische unterstützt und am eigenen Leib erfahren wie anstrengend diese Arbeit ist.
Die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete für Frankfurt (Oder) und Märkisch-Oderland Sahra Damus zeigte großes Verständnis für die Situation der freiwilligen Helfer*innen vor Ort:
„Wir sehen, was für harte Arbeit Sie hier seit Tagen leisten. Wir werden in der heutigen Sondersitzung des Ausschusses für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Brandenburger Landtags, den wir als Grüne beantragt haben, das Thema aufgreifen und uns für die Unterstützung der lokalen Fischerei- und Tourismusbetriebe, aber auch für eine bessere Ausrüstung der Helfer*innen vor Ort stark machen. Wir brauchen unbürokratischen Ersatz für die privaten Einsatzgeräte, die die Feuerwehrleute, Angler, Fischer in der Giftbrühe und für die Fischkadaver eingesetzt haben, und die sie jetzt wegschmeißen müssen.“
Hannah Neumann zeigte sich am Abend nach dem Austausch mit den Helfer*innen vor Ort bestürzt über die Umweltfolgen des Fischsterbens:
„Was wir an der Oder gerade sehen, ist ein ökologisches Massensterben. Die Fische schwimmen oben, die Muscheln verenden, Vögel werden bald kaum noch Nahrung finden. Das Ökosystem und die Nahrungsketten werden in der Oder voraussichtlich über Jahrzehnte gestört sein. Die aktuelle Katastrophe erinnert mich sehr an die große Umweltkatastrophe am Rhein infolge des Chemie-Unfalls bei Sandoz 1986. Als Reaktion wurde damals entlang des Rheins ein grenz-überschreitendes und gut funktionierendes System von automatischen Messstationen installiert. Auch entlang der Oder brauchen wir ein solches System gemeinsamer deutsch-polnischen und tschechischer, unabhängiger Mess-Stationen, sowie Laborschiffe.So können wir sicherstellen, dass die Kooperation im Krisenfall besser klappt, und sich eine solche Katastrophe nicht wiederholt.“
Sergey Lagodinsky wies darauf hin, dass die politische Aufklärung der Umweltkatastrophe nicht vernachlässigt werden darf:
„Bei unserem Besuch in Mescherin haben wir erlebt, wie Bürgerinnen und Bürger der Katastrophe mit ihrem selbstlosen Einsatz begegnen. Es ist Aufgabe der Verwaltung und Politik den Menschen vor Ort zuzuhören und ihnen den Rücken zu stärken. Die Einwohnerinnen und Einwohner brauchen zügige und verlässliche Unterstützung, genauso wie die lokalen Betriebe. Wir müssen dafür sorgen, dass wir aus dieser Umweltkatastrophe für die Zukunft lernen. Die Meldeketten zwischen Polen und Deutschland müssen verbessert werden. Anstatt rückwärtsgewandter gegenseitiger Schuldzuweisungen müssen wir die deutsch-polnische Zusammenarbeit intensivieren, damit solch ein Unglück künftig durch Koordination und Kooperation schnell gemanagt wird.“
Zum Hintergrund:
Die Europaabgeordnete Hannah Neumann ist noch bis zum Samstag mit einem Elektroboot entlang der Oder unterwegs – die Sommertour war seit langem geplant. Themen sind die deutsch-polnische Zusammenarbeit, die Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Entwicklung und ökologischer Nachhaltigkeit in der Metropolregion Stettin sowie Infrastrukturprojekte wie der Oderausbau oder der Containerhafenbau in Swinemünde. Als Reaktion auf das massive Fischsterben in der Oder wurden einzelne Termine der Tour angepasst. Das aktuelle Programm finden Sie hier.