Die Veröffentlichung einer Gefährdungsanalyse für die Trinkwasserversorgung im Großraum Frankfurt (Oder) bringt endlich Bewegung in dem jahrelangen Streit um die Bedrohung der Trinkwasserversorgung im Osten Brandenburgs. Für die Frankfurter Landtagsangeordnete Sahra Damus (Bündnis 90/Die Grünen) ist mit dem Gutachten endlich ein Durchbruch erreicht. Die Gefährdungsabschätzung für das in der Region maßgebliche Wasserwerk Briesen (Landkreis Oder-Spree) hat ergeben, dass bei Mehrbedarf oder klimawandelbedingter Trockenheit eine Bedrohung für die Wasserversorgung besteht. Aktuell bestehe aber keine akute Gefahr.
Der Brandenburger Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer erklärte in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses am gestrigen Mittwoch, dass die Ertüchtigung des Wasserwerks Müllrose eine der wesentlichen Maßnahmen sein kann, um das Problem zu lösen. Die Gutachter hatten diese Maßnahme hinsichtlich schneller Umsetzbarkeit, Genehmigungsfähigkeit und Kosten als beste Maßnahme bewertet. Durch die Lausitzer Braunkohletagebaue wird Sulfat ausgeschwemmt und bedroht das Trinkwasser, die wie im Fall von Frankfurt (Oder) überwiegend aus Uferfiltrat der Spree gewonnen wird. Fischer kündigte im Ausschuss an, dass im Februar kommenden Jahres ein Fachgespräch zur Bewertung des Gutachtens erfolgen soll. Dort werden erste konkrete Vorschläge erarbeitet, wie Wasserversorgung zukünftig gesichert werden soll. Bis dahin sollten die Stellungnahmen der unterschiedlichen Beteiligten vorliegen.
„Endlich ist ein Durchbruch erreicht! Wir sehen uns gemeinsam mit der unserem Wasserversorger FWA in der jahrelangen Forderung nach einer Lösung des Problems durch die Verursacher bestätigt. Jetzt braucht es eine zeitnahe Entscheidung und eine Sicherung der Finanzierung“, sagt die Frankfurter Landtagsabgeordnete der Bündnisgrünen Sahra Damus. Staatssekretär Hendrik Fischer gehe davon aus, dass die Zusagen des Landes und der LEAG zur Finanzierung weiterhin bestehen. Beim Bergbausanierer LMBV als Einrichtung des Bundes zur Nachsorge der DDR-Tagebaue müsste allerdings der Steuerungs- und Budgetausschuss (StuBa) entscheiden.
„Wenngleich die Ertüchtigung des Wasserwerks Müllrose die höchste Priorität behalten soll, müssen parallel auch die zweit- und drittplatzierten Maßnahmen geprüft werden“, sagt Damus. Die Gutachter benannten eine Wasserleitung nach Pohlitz auf dem zweiten Platz und auf Platz drei die Erschließung neuer Grundwasservorkommen bei Kersdorf.
Kurz vor der Debatte im Ausschuss hatten Frankfurter Bürger*innen 1600 Unterschriften an den Staatssekretär überreicht. Sahra Damus bedankte sich bei den engagierten Bürger*innen für den Rückenwind für das Vorhaben.
Damus gibt aber zu bedenken, dass selbst wenn sich für das Frankfurter Trinkwasser eine Lösung abzeichnet, das Problem mit der Sulfatbelastung in der Spree nicht gelöst sei. „Wir behandeln nur die Auswirkungen. Die Lausitzer Braunkohletagebaue soll noch bis 2038 aktiv sein. Das ist nicht nur fatal für das Klima und des Wasserdargebotes in der Lausitz, sondern auch grundsätzlich fraglich hinsichtlich der ökologischen Auswirkungen “.
>> Gutachten MWAE: Abschlussbericht zur Gefährdungsbeurteilung für das Wasserwerk Briesen