– Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, Liebe Kolleg*innen, Werte Gäste,
da wir uns für ein grünes Pro und Contra entschieden haben, um Sie an unserem Nachdenken teilhaben zu lassen, habe ich hier nur die halbe Redezeit und will daher im Staccato-Stil ein leidenschaftliches Plädoyer für den Frauentag als Feiertag halten:
Wir haben gehört: Es sei eine Generationenfrage. Oder eine Ost-West-Frage. Ich sage: Nein. Schlechte Inszenierungen oder Instrumentalisierungen dieses Tags in der DDR, aber auch andernorts sind kein Argument gegen einen Feiertag. Ja, Blumen, Kaffekränzchen, Reden sind im besten Falle nett, im schlechtesten patriachalisch. Sie helfen jedenfalls nix.
Daher: Feiertag und zwar als Frauenkampftag. Findet in Berlin auch statt. Es gibt große Demos und viele Veranstaltungen. Und das ist auch nötig, denn der Kampf ist lange nicht vorbei: Corona warf uns zurück bei der Verteilung von Care-Arbeit oder Teilzeit. Gewalt gegen Frauen nimmt zu. Der Frauenanteil in Parlamenten ging jüngst wieder zurück. Abtreibungsverbote feiern in anderen Ländern ein Comeback. Und es geht nur im Schneckentempo voran bei Aufsichtsräten, auf Professuren, beim Gehalt, bei kommunalen Mandaten.
Wir haben gehört: Ein Feiertag klaut den Frauen doch einen Tag Kitabetreuung. Heißt aber auch, vorwegzunehmen, dass diese dann eben zuständig sind. Ich sage: Nein, der Feiertag schafft überhaupt erst Zeit, um zur Demo zu gehen. Und zwar am besten mit Kind. Und gerne mit Mann. Oder aber: Er schafft Zeit für Erholung, Familie und Freizeit.
Wir haben gehört: Das schadet der Wirtschaft. Nun ja, dann müsste Bayern die schwächste Wirtschaft haben, weil die meisten Feiertage. Wir gehören zu den Ländern mit den wenigsten Feiertagen, Bayern hat 2 mehr! Sieben Bundesländer haben 10 wie wir, neun Bundesländer 11 oder 12. Liebe Wirtschaft, wenn die Erwerbsbeteiligung von Frauen so wichtig ist – und das ist sie -, dann dreht an den richtigen Stellschrauben: Gehalt, Vereinbarkeit, Diskriminierungsschutz. Ein unbeweglicher Feiertag, mindert die durchschnittliche Gesamtzahl der Arbeitstage übrigens nur um etwa 0,76 Arbeitstage und nicht um 1,0.
Und: Vor allem die Corona-gebeutelten Branchen profitieren von Feiertagen: Gastronomie, Tourismus, Veranstaltungen. Also: eine Zustimmung jetzt hier und sofort? Ich kann auch die Stimmen verstehen, die einen Gesamtblick einfordern. 8. Mai, 23. Mai oder der Kindertag? Eine Angleichung mit Berlin und Abschaffung des Reformationstags? Da wollen sicher viele mitreden. Ich bin für ein breites Beteiligungsverfahren. Meine Präferenz ist jedenfalls klar! Der Frauentag ist ein von Frauen für Frauen erstrittener Kampftag, wir sollten ihn zum Feiertag machen!