Januar 23, 2022 | Pressemitteilungen

Zentrale Stellschrauben zum Erhalt des Obstanbaus in Brandenburg identifiziert


Bei einem Online-Fachgespräch der bündnisgrünen Landtagsfraktion mit über 40 Teilnehmenden diskutierten Mitte Januar Akteur*innen aus dem Bereich des Obstanbaus die Herausforderungen und Lösungsansätze zur Entwicklung eines zukunftsfähigen Obstanbaus in Brandenburg. Die Ergebnisse des Fachgespräches sollen in einen parlamentarischen Antrag zur Unterstützung der Obstbäuerinnen und Obstbauern einfließen.
Die agrarpolitische Sprecherin der Fraktion Isabell Hiekel zieht ein Resümee:

Das Fachgespräch hat gezeigt, dass die Obstbäuerinnen und Obstbauern in Brandenburg trotz vielfältiger Hilfen durch das Land vor großen wirtschaftlichen Problemen stehen. Der sich verschärfende Klimawandel trifft den Obstanbau mit häufigeren Spätfrösten, Trockenheit und Hagel besonders hart. Vor diesem Hintergrund sind unter anderem die Möglichkeiten der Einführung einer Allgefahrenversicherung für Frost, Sturm und Hagel zu prüfen, wie sie im restlichen Europa bereits existiert. Hier setzen wir auf die Bundesebene, die die Klimaanpassung im Fokus hat. Unter dem Aspekt der Klimaanpassung besteht auch die Notwendigkeit der praxisorientierten Forschung und der gezielten Unterstützung des Obstanbaus in Brandenburg. Mit verschiedenen vom Land geförderten Forschungs- und Praxisprojekten sind wir bereits auf einem guten Weg. Diese Ansätze – insbesondere im Bereich der Forschungsaktivitäten der Obstbau-Versuchsanstalt Müncheberg – müssen nun verstetigt werden. In diesem Kontext brauchen wir auch eine unterstützende Forschung zur Steigerung des biologischen Obstanbaus. Gerade in Obstanlagen sehe ich große Potenziale zur Unterstützung der Insektenwelt und Erhaltung der Biodiversität im Kontext mit einer gesunden Ernährung durch unbelastetes Obst.“

Die Abgeordnete für Märkisch-Oderland und Frankfurt (Oder) Sahra Damus betont:

„Wenn wir auch in Zukunft regionales Obst in Brandenburg produzieren und essen wollen, müssen wir den Obstanbau heute gezielt stärken. Über ein neues Qualitätszeichen, das das Brandenburger Landwirtschaftsministerium einführen wird, schaffen wir die Möglichkeit, Brandenburger Qualität und regionale Herkunft zu verknüpfen. Darüber eröffnet sich der Berliner Markt der Gemeinschaftsverpflegung als sicherer Absatz für unser Brandenburger Obst. Um den Schwund an Obstbaubetrieben und -flächen zu stoppen, müssen wir dafür sorgen, dass es genügend Fachkräfte und entsprechende Unternehmensnachfolgen gibt. Als konkrete Idee aus der Diskussion nehme ich die Notwendigkeit gezielter Beratungsangebote für die Nachfolge im Gartenbaubereich mit. Ebenso wichtig ist die Begeisterung von Kindern und Jugendlichen für Obst- und Gartenbau, um Nachwuchs in diesem Bereich zu rekrutieren. In diesem Kontext wurde auch die Ernährungsbildung diskutiert. Bei der Erarbeitung der Ernährungsstrategie wird auch der Obstbau Berücksichtigung finden. Als bündnisgrüne Fraktion werden wir uns dafür einsetzen, dass die Ernährungsstrategie auch den Anbau und Zugang zu regionalen Obst aus Brandenburg verbessert.“

Hintergrund

Mit der politischen Wende in der ehemaligen DDR ist der Obstanbau in traditionellen Anbaugebieten zusammengebrochen und hat sich in den letzten Jahren auf einem niedrigeren Niveau stabilisiert. Die im Land Brandenburg erzeugte Obstmenge entspricht heute dem Stand von 1955. Aufgrund der Intensivierung wird hierfür nur noch ein Drittel der Fläche benötigt. Der Flächenanteil des Bio-Anteils liegt bei 30 Prozent. Der Obstanbau steht mit dem Klimawandel, dem Fachkräftemangel und dem anstehenden Generationswechsel in den Betrieben vor den nächsten großen Herausforderungen. Immer häufiger auftretende Spätfroste, Trockenheit und Hagel, aber auch neue Schaderreger gefährden die Ernte und mindern die Erträge. Vor allem im Apfel- und Kirschanbau sind die durchschnittlichen Erträge in den letzten Jahren zurückgegangen. Der Beerenobstanbau hingegen hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Vor dem Hintergrund der vielfältigen Herausforderungen für den Obstanbau fördert das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) einzelbetriebliche Investitionen im Obstbau sowie mehrere Forschungsvorhaben sowie die Beratung obstbaulicher Betriebe zur Anpassung an den Klimawandel. Die Gartenbaukonzeption identifiziert zentrale Maßnahmen zur Stärkung des Gartenbaus in Brandenburg, die sich unterfüttert mit Projekten in der Umsetzung befinden. Dazu zählen u.a. drei Projekte aus dem Zukunfts-Investitionsfonds, die praxisnahe Lösungen und Beratung von obstbaulichen Betrieben zum klimaangepassten Anbau fördern.

>>Die Dokumentation des Fachgespräches finden Sie hier

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